... und es muss weitergehen

Monate sind seit dem letzten Kommentar, den ich für meine homepage geschrieben habe, vergangen. Krankheit und Chemotherapie haben mich geschwächt, meine Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt und ich bin auf den Rollstuhl angewiesen. Unendlich dankbar bin ich meiner Frau Ginette für ihre liebevolle Aufmerksamkeit, ihre kontinuierliche Unterstützung und Aufmunterung, meinem Sohn Stephan und seiner Gattin Stephanie für ihre schöne, familiäre Fürsorge inkl. der zahlreichen Konzerteinladungen ins Theater Bielefeld oder der praktischen Hilfe vor Ort in Stuttgart, den zahlreichen Freunden, Bekannten und Nachbarn, die ihre Freundschaft und Hilfe unter Beweis stellen. In gewisser Weise mag Krankheit "verschließen" und einen sich "einsam" fühlen lassen; aber: Einsamkeit und "alleine sein" sind nicht dasselbe. Für dieses "nicht alleine sein" danke ich meinem Umfeld.

Stuttgart, den 19.10.2015

 

Prof. Siegfried Matthus

Den folgenden Text habe ich für die Zeitschrift "Musikforum" gerne verfasst:

Prof. Siegfried Matthus wurde am 13. Februar 2015 im Schloßtheater Rheinsberg mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland geehrt, das ihm im Auftrag des Bundespräsidenten durch Brandenburg Kultusministerin Sabine Kunst überreicht wurde. Siegfried Matthus zählt zu den bedeutensten zeitgenössischen Komponisten Deutschlands, dessen Oeuvre mehr als 600 Musikwerke aller Gattungen umfasst. Neben symphonischen Werken, Kammermusik, Liedern und Fernsehmusikk hat Matthus Opern komponiert, zu deren bekanntesten u.a. die 1985 uraufgeführte Oper "Judith", Rilke's "Cornet" oder "Graf Mirabeau" zählen. Namhafte Orchester haben Matthus mit Kompositionen beauftragt, u.a. die Berliner und Münchner Philharmoniker. Der Komponist hat 1990 die Kammeroper Schloß Rheinsberg ins Leben gerufen, die er bis 2014 künstlerisch geleitet hat.

Ich freue mich sehr für Prof. Matthus. Gerne erinnere ich mich an das Jahr 1989, in dem wir kurz nach dem Mauerfall darüber nachgedacht haben, wie seine Heimatstadt Rheinsberg und mit ihr ganz Brandenburg an Zeiten großer kultureller Ausstrahlung anknüpfen könne. Die Idee wurde geboren, ein Kammermusik-Festival im Schloßhof des Kronprinzen Friedrich zu gründen, zu dem Sängernachwuchs aus aller Welt eingeladen werden solle, in dem zeitgenössische Musik nicht zu kurz komme und das positive wirtschaftliche Auswirkungen auch für die Stadt Rheinsberg mit sich bringen könne. Viele Jahre hat Daimler dieses Konzept finanziell unterstützt. Schön, dass es aufgegangen ist.

Stuttgart, im Februar 2015

 

Zur kulturellen Vielfalt in Deutschland

Es bereitet schon Sorge: nicht ganz zu Unrecht kritisieren Deutscher Kulturrat und Deutscher Musikkrat die geplanten Freihandelsabkommen CETA und TTIP, die eine Privatisierung sämtlicher öffentlicher Dienstleistungen mit sich bringen sollen. Ja, natürlich brauchen wir eine weitere Öffnung der Märkte; Arbeitsplätze sind stets mit Priorität zu erhalten oder zu ermöglichen. Nur: müssen wir in Europa denn wirklich das Kind mit dem Bade ausschütten? Wie kann es sein, dass eine gesellschaftliche Übereinkunft, wonach Bildung und Kultur überwiegend öffentlich zu finanzieren sind, in Geheimverhandlungen zwischen EU und USA  aufgelöst wird? Dringend ist vor einer Entwurzelung kultureller Identitäten zu warnen, wie sie bei der Umsetzung der geplanten Freihandelsabkommen zu befürchten sind.

Gerne schließe ich mich der Forderung des Deutschen Musikrates an, in den kommenden Freihandelsverträgen eine Schutzklausel vorzusehen, die die Freiheit der Künste und den Schutz der Urheber sicherstellt. Es gilt, die bestehenden Förderinstrumente für Bildung und Kultur in Deutschland zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Stuttgart, 18. November 20014

 

Man muß etwas tun ...

Es ist in diesen Tagen seltsam Widerspüchliches, nicht eigentlich Zusammenpassendes, was mich grübeln läßt. Es ist zum einen Festspielzeit: in Berlin durften meine Frau und ich eines der ersten Konzerte des Musikfestes Berlin erleben; die Sächsische Staatskapelle spielte unter Christian Thielemann. Und fast zeitgleich erleben wir hier in Stuttgart das Musikfest der Internationalen Bachakademie, von dem wir Konzerte des Freiburger Barockorchesters und des Radio-Sinfonieorchesters genossen haben.

All dieses Schöne einerseits. Und andererseits die bedrückenden Nachrichten von Flüchtlingsströmen aus dem Nahen Osten und aus Afrika. Passt das zusammen: Not und Elend zum einen, Schönes und Anspruchsvolles in Kunst und Kultur andererseits?

Bei den beiden Festspielen ist mir dies aufgefallen: in Berlin eine Aneinanderreihung der Besten weltweit, der Berliner und der Wiener Philharmoniker, des Gewandhausorchesters, des London Symphony Orchestra's, des Cleveland Orchestra's etc. etc. Das Renommierteste also, was man sich wünschen könnte. Nur: ein Konzept ist eine solche Aneinanderreihung per se noch nicht. Es ist allenfalls Ausdruck finanzieller Potenz. Demgegenüber das Musikfest in Stuttgart: eine wohldurchdachte  Programmgestaltung, die mit einer thematischen Vorgabe "Herkunft" musikalische und persönliche Spannungsbögen zwischen Generationen, Kulturen, Religionen spiegelt und den Begriff der "Identität" musikalisch aufarbeitet.

Identität: das ist es eben auch, was einem angesichts der Flüchtlingsströme aus Syrien, aus Libyen, aus Schwarzafrika im Sinne eines interkulturellen Dialogs bewegt. Wie kommen wir diesen Flüchtlingen näher?

Politische Systemveränderungen kann der Einzelne ja kaum bewirken. Aber vielleicht kann im Kleinen das eine oder andere geschehen. Ich will es versuchen. Die Idee: man verbinde Musik und Literatur verschiedener Kulturkreise,  lade Interessierte beider Kulturkreise nach Hause ein und präsentiere und erkläre den Anderen, was einen selbst geprägt hat: hier eben Musik und gute Literatur.

Nein, die Welt werde ich durch solche Begegnungen nicht verändern können. Aber vielleicht lernen wir das Beste voneinander, was wir aus unserem Kontext jeweils zu bieten haben ...

Ich will es anpacken ...

Stuttgart, 14. September 20014

 

Salzburger Festspiele 2014

Ja, sie gehören zum Anspruchsvollsten, was uns der Festivalsommer 2014 landauf landab beschert.

Persönlich haben wir, meine Frau Ginette und ich, es als seltenes Glück empfunden, zusammen mit zwei guten Freunden dieses Salzburger musikalische Fest zu erleben und zu genießen: Reinhart von Gutzeit, dem Rektor des Mozarteums in Salzburg und seinem designierten Nachfolger, Siegfried Mauser, derzeit noch Rektor der Münchner Musikhochschule.

Erleben durften wir die Franziskus-Messe von Johann Michael Haydn, gespielt vom Mozarteumorchester unter Adam Fischer, die feierliche Eröffnung der Festspiele mit dem österreichischen Bundespräsidenten Fischer, die Wiener Philharmoniker unter Blomstedt mit Bruckner's 8. Sinfonie sowie einen wunderbaren Klavier- und Liederabend mit der Wiener Staatsopernsängerin Ildiko Raimondi und mit  Werken von R. Strauss, Zemlinsky und Schönberg.

Einige Anmerkungen/Beobachtungen zu den Rahmenbedingungen dieser Festspiele:

Es ist bemerkenswert, welchen gesellschaftlichen und politischen Stellenwert man einem musikalischen Festival in unserem Nachbarland zuschreibt. Wie selbstverständlich sind sie präsent, der Bundespräsident und der Landeshauptmann (Ministerpräsident), die Kabinettsmitglieder aus Wien und die Minister des Salzburger Parlaments, Parlamentspräsidenten, Abgeordnete, hohe Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft, Kultur und Verwaltung. Kultur scheint hier nicht hinterfragt, sondern identitätsstiftend zu sein, jedenfalls präsentiert sie sich selbstverständlich selbstbewußt; sie ist ein prägender Sozialisationsfaktor und ungefährdet. Und so bekennt sich jedermann gerne zu ihr. Gerne wünscht man sich hierzulande, z.B. in Baden-Württemberg, Vergleichbares. Die kulturellen Schmuckstücke unserer Festivallandschaft, die Ludwigsburger Schlossfestspiele beispielsweise, die Schwetzinger und Donaueschinger Festspiele, die Händel-Festspiele in Karlsruhe,  das Musikfest der Int. Bachakademie in Stuttgart, sie alle und manche mehr hätten es verdient, vergleichbare kulturpolitische Aufmerksamkeit zu erzielen, wie sie in Salzburg als standortpolitischer Faktor gezielt praktiziert wird. Nun ja. Bahnhöfe und Fahrradwege genießen hierzulande wohl eine eindeutig höhere politische Priorität ...

Anspruchsvoll und auf höchstem Niveau wurden diese Festspiele in einen programmatischen Rahmen eingebettet: den Ausbruch des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren. Die Eröffnungsfeierlichkeiten erwiesen sich durch Ansprachen und Festvorträge unerwartet als ein intellektueller Genuß par excellence. Beispielsweise in einer historisch-biographischen Analyse der anfänglichen Kriegsbejahung "humanistisch orientierter" Intellektueller wie Sigmund Freud, Thomas Mann, Carl Zuckmayer, Hugo von Hofmannsthal, Robert Musil oder Hermann Bahr. Deren spätere und bittere Erkenntnisse legen uns nahe, dass auch Kunst und Wissenschaft nur Kinder ihrer Zeit sind.  "Kunst rettet die Welt nicht", so Landeshauptmann Haslauer, "das müssen wir schon selbst besorgen. Aber ohne Kunst wird es uns kaum gelingen". Und passend die Argumentation des österreichischen Wissenschaftsministers Ostermayer mit seinem Plädoyer, Geschichte anhand persönlicher Schicksale zuallererst emotional und dann empathisch zu verstehen. Kunst und Kultur öffneten den Weg dorthin, die Fähigkeit zur Antizipation und zur Empathie würden durch sie begünstigt. Und Musik, so mag man hinzufügen, universell, weltumspannend, globalisierungstauglich, ist ein besonders wirksames Instrument gegen Verallgemeinerungen und Oberflächlichkeiten unserer medialen Welt.

Interessant die Festrede des in Salem erzogenen, australischen Historikers Christopher M. Clark zu der unvorhergesehenen Gewaltdynamik des ersten Weltkrieges. Die Krise des 1. Weltkriegs, so seine Analyse, stehe uns heute paradoxerweise näher als vor 10, 20, 30 Jahren. Heute wie damals erlebe man eine multipolare Welt, die Fluidität von Machtverhältnissen, regionale Krisen, in die Großmachtinteressen verstrickt sind, innerstaatliche Unruhen, die zu geostrategischen Spannungen führten, demographische Vielfalt in ehemals homogenen Staatsgebilden, sicherheitspolitische Gegensätze, Mißtrauen unter den Großmächten und innerhalb von Bündnissen, territoriale Streitigkkeiten und eine vermeintlich im Niedergang begriffene Großmacht. Strukturelle Parallelen also. Die Urplötzlichkeit von Kriegen in der Ukraine und territoriale Streitigkeiten in Asien widerlegten die Annahme, daß Kriege im hier und heute ein Anachronismus sind.

Das jedenfalls sind Festspiele, wie man sie wünscht: Kunst, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, wie sie an einem Strang ziehen und dabei das Besondere ermöglichen. Bravo Salzburg.

Salzburg, 2. August 2014

 

Kanzler der Musikhochschule Stuttgart zum neuen Vorsitzenden des RSO-Freundeskreises gewählt

Die Freunde & Förderer des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR e.V. haben einen neuen Vorsitzenden. Ich gratuliere meinem Nachfolger, Herrn Albrecht Lang, Kanzler der Musikhochschule Stuttgart, sehr herzlich zu einer überzeugenden Wahl in der Mitgliederversammlung des Vereins am 4. Juni d.J. Die wichtigsten Aufgaben des neuen Vorsitzenden des Orchester-Freundeskreises werden darin bestehen, ein Orchester im Wandel mit öffentlicher Sympathie zu begleiten, die Mitgliederstärke des Vereins zu erhalten, eine junge Generation von Studenten und Berufsanfängern für das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart und klassische Musik zu begeistern, enge Kontakte zu den Verantwortlichen im Hse. SWR zu pflegen und das Veranstaltungsangebot für die Mitglieder des Fördervereins aufrecht zu erhalten.

Orchester und Orchestervorstand, Orchestermanagement und  Mitgliederversammlung haben sich für meine jahrelange ehrenamtliche Tätigkeit dankbar gezeigt. Die Ernennung zum Ehrenmitglied des Orchesters hat mich sehr berührt.

Stuttgart, 11. Juni 2014

 

Zur Fusion der beiden SWR-Sinfonieorchester, Stand April 2014

Nun wissen wir es also. Die Fusion der beiden SWR-Sinfonieorchester in Stuttgart und Baden-Baden/Freiburg zur Konzertsaison 2016/2017 ist wohl nicht mehr zu vermeiden. Alles Hoffen war umsonst, auch mein ganz persönliches Mühen über einen Zeitraum von fast zwei Jahren war vergebens, der finanzielle Strohhalm zur Rettung beider Orchester ist ausgeblieben. Dieser traurige Zustand ist für alle Beteiligten keine Visitenkarte. Weiterhin glaube ich, dass das Bundesland Baden-Württemberg die Mittel hätte stemmen können, die den Erhalt von zwei herausragend guten Orchestern gewährleistet hätten. Die Prioritäten sind andere. Erst vor wenigen Tagen war in der Zeitung nachzulesen, wo Ministerpräsident Kretschmann eine Schwerpunktaufgabe sieht: in der Förderung von Spitzenleistungen im Sport. Es mag dies gerechtfertigt sein, darf aber nicht dazu führen, dass kulturelle Leuchtturm-Projekte aufgegeben werden.

 

Immerhin: das vom SWR geplante "neue" Orchester wird mit 119 Musiker-Planstellen ordentlich ausgestattet sein. Sein Name ab 2016/2017: SWR Symphonieorchester. Mit seinen Abo-Konzerten wird es in Freiburg wie in Stuttgart gleichermaßen vertreten sein. Die Festspiele in Schwetzingen und Donaueschingen bleiben ebenso bestehen wie die in Stuttgart so beliebten Mittagskonzerte. Dass der SWR die mediale Präsenz klassischer Musik deutlich stärken wird und die Liederhalle in der Landeshauptstadt zur Digital Concert Hall weiter entwickelt werden wird, ist erfreulich.

Stuttgart, im April 20014

 

Das Bundesjugendorchester (BJO) zu Beginn des Jahres 2014

Es ist ein Vergnügen und sicher auch eine Ehre, im Beirat des nationalen Jugendorchesters unseres Landes mitwirken zu dürfen. Musikalische Förderung junger Menschen zwischen 14 und 19 Jahren auf höchstem Niveau verbindet sich hier mit praktischer Konzerterfahrung im In-und Ausland. Der Bundespräsident ist der traditionelle Schirmherr des Orchesters. Das BJO wird vom Deutschen Musikrat getragen. Das BJO versteht sich als Modell eines musikalischen Bildungsprogramms, das auch Veränderungen unserer musikalischen Tradition aufgreift und künstlerische Selbsterfahrung ermöglicht. Über 80 Prozent der Mitglieder des BJO haben sich in ihrem späteren Leben für einen musikalischen Beruf entschieden.

Das BJO hat dieser Tage in seinem Beirat eine Mittelfristplanung verabschiedet, die bis 2016 u.a. Konzertreisen nach Tunesien, ins Baltikum und nach Österreich vorsieht. Erste Früchte einer engen Kooperation mit den Berliner Philharmonikern spiegeln sich in gemeinsamen Konzertprojekten im Festspielhaus Baden-Baden oder in der Berliner Philharmonie wieder. Weitere Konzerte in Deutschland finden ferner u.a. in Bonn und Köln, in Essen, Hamburg, Detmold, Ludwigsburg etc. statt, aber auch im Rahmen des Bürgerfestes 2014 des Bundespräsidenten im Berliner Schloss Bellevue.

Die Förderung unseres musikalischen Spitzennachwuchses ist ein verdienstvolles Unterfangen. Steuerlich abzugsfähige Spenden sind willkommen: Sparkasse Köln/Bonn, Kto.-Nr. 752 52 07, BLZ 370 501 98. Vielen Dank.

Stuttgart, im Januar 2014

 

ATTACCA. Geistesgegenwart Musik.

Die Neue-Musik-Konzertreihe des SWR ist außergewöhnlich. Dieser Tage wurde in der Stuttgarter Liederhalle wiederum ein außergewöhnliches Kurzfestival neuer Musik realisiert, das in seiner Bedeutung anderer Unterfangen zeitgenössischer Musik in nichts nachsteht. Es ist nicht verwunderlich, dass attacca ein Kooperationspartner des Festivals ECLAT (Musik der Jahrhunderte) ist. Getragen wurde attacca diesen Herbst wesentlich vom Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, das seinem Ruf als ausgezeichneter Klangkörper im Bereich moderner Musik erneut gerecht wurde. Und: hier spielen mit die besten internationalen Ensembles für zeitgenössische Musik die Arbeiten junger, aufstrebender Komponisten. Attacca ist ein Muß in der musikalischen Szene.

Stuttgart, 2. Dezember 2013

 

Hohe Auszeichnung für Stuttgarter Musikfreund

Uli Kostenbader wird Ehrenmitglied des Deutschen Musikrates

> Pressemitteilung 23. Oktober 2013

 

Der Deutsche Musikwettbewerb

Dieser Tage war es wieder so weit: Anmeldeschluß für den Deutschen Musikwettbewerb (DMW), der vom 24. März bis zum 5. April 2014 stattfinden wird.

Den Profi-Musikern ist dieser Wettbewerb wohl bekannt, denn er verfügt über allerhand Alleinstellungsmerkmale. Seit 35 Jahren ist er  d e r  nationale Wettbewerb für den professionellen Nachwuchs in Deutschland. Er ist im Übrigen weit aus mehr als eine jährlich stattfindende Konkurrenz der Besten: ca. 300 Konzerte pro Jahr mit Preisträgern und Stipendiaten des DMW stehen für gezielte Nachwuchsförderung an der Schnittstelle zwischen Ausbildung und Karriere. Dabei werden Veranstalter und Publikum in ganz Deutschland einbezogen. In 2014 findet der Wettbewerb u.a. in den Kategorien Klavier, Flöte, Oboe, Horn, Posaune, Harfe, Cembalo, Vokalistenensembles und Ensembles in freier Besetzung statt.

Ist ein solcher Wettbewerb angesichts weiterer renommierter Wettbewerbe in Deutschland, z.B. dem ARD-Wettbewerb oder dem Mendelssohn-Wettbewerb der deutschen Musikhochschulen, noch sinnvoll und lohnend? Ja! Kaum ein international renommierter Solist hierzulande, der nicht durch den Deutschen Musikwettbewerb gegangen wäre. Und: er ist ein Spiegel der eigenen musikalischen Hochbegabtenausbildung in Deutschland. Teilnehmer sind Musikerinnen und Musiker mit professioneller Ausbildung, die entweder die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen oder als Ausländer ihren ständigen Wohnsitz iin Deutschland haben. Und: die jeweilige Fachjury eines Instruments wird ergänzt durch eine "Gesamtjury", in der Vertreter weiterer musikalischer Disziplinen mit ihrer Stimme vertreten sind.

Erfolge und strukturelle Herausforderungen in der Ausbildung des musikalischen Nachwuchses werden nirgendwo so deutlich wie im Deutschen Musikwettbewerb. Er ist unverzichtbar.

Stuttgart, im November 2013

 

Vom Grundrecht auf musikalische Bildung: Der Deutsche Musikrat vor seiner Mitgliederversammlung im Oktober 2013

Der Deutsche Musikrat ist die Dachorganisation des Deutschen Musiklebens; seine Mitglieder, die 115 Verbände des Musiklebens in Deutschland, kommen dieser Tage zusammen, um ein neues Präsidium zu wählen und über die „Öffentliche Förderung des Musiklebens“ zu debattieren.

Die Notwendigkeit, sich dieses Themas angesichts knapper öffentlicher Kassen annehmen zu müssen, lässt erahnen, dass wir uns im Musikland Deutschland in der Vergangenheit zu viele Lorbeerkränze gebunden haben. Denn: Unsere musikalische Bildung ist vom Klassenbesten in der Bildungspolitik zwischenzeitlich weit entfernt: bis zu 80 % des Musikunterrichts an Grundschulen fallen aus oder werden von fachfremden Lehrern gehalten. Auch ist die Zahl öffentlicher Musikschulen in den vergangenen Jahren zurück gegangen. Tausende von Kindern stehen auf den Wartelisten. Es sind dies uncharmante Wahrheiten.

Andererseits: wenn denn die Landschaft musikalischer Bildung rissig geworden ist und wir unfröhliche Zweifel hegen, ob unsere Kinder erhalten was sie verdienen, so gewinnt das ehrenamtliche Engagement im musikalischen Laienbereich, in Musikvereinen und Chören, in Verbänden und Landesmusikräten an Bedeutung. Es geht dabei nicht um eine Einführung in „Musik-Konsum“ oder dessen Unterstützung, sondern darum, dass möglichst viele junge Menschen selbst ein Instrument erlernen. Fehlt es dabei an ausreichenden Möglichkeiten einer öffentlichen Finanzierung, muss ehrenamtliches Engagement ins Spiel kommen. Denn: Der Gefahr einer musik- und kulturpolitischen Harmlosigkeit wollen wir uns hierzulande definitiv nicht aussetzen.

Der Präsident des Deutschen Musikrates, seine drei Vizepräsidenten und die weiteren Präsidiumsmitglieder, die dieser Tage in Berlin gewählt werden, repräsentieren in ihrer Arbeit rund 6 Millionen Menschen in unserem Land, die sich in Musikvereinen, Chören und in Laienorchestern, in Kapellen und in Bands zusammenfinden. Ihre Arbeit ist von großer kulturpolitischer Bedeutung. Sie muss gestärkt werden. Und mit ihr das Ehrenamt. Ich möchte den Mitgliedsverbänden des Deutschen Musikrates nachdrücklich empfehlen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen, um das Ehrenamt im Deutschen Musikrat zu stärken und die Arbeit seines neuen Präsidiums zu unterstützen.